„Russland verfügt über die weltbesten Hacker.“

Was muss noch passieren, bis man die „SWIFT-Waffe“ als Sanktion gegen Russland einsetzt?

Joe Biden hat am Donnerstagabend (24.2.2022) sehr umfangreiche Gegenmaßnahmen verkündet. Die zehn größten Banken in Russland werden ab Samstag, 26.2.2022 sanktioniert und können dann nicht mehr mit Dollar handeln. Es geht um 50 Milliarden Dollar, die diese Banken jeden Tag über SWIFT senden. Russland wird also von der westlichen Wirtschaft isoliert! Es gibt nur einige wenige Geschäfte, die von der Sanktion ausgenommen sind, insbesondere im Bereich Energie.

Wenn der Westen SWIFT komplett für Russland abschaltet, könnten wir das Erdgas nicht mehr bezahlen – und Russland würde die Lieferung einstellen.

Wie wird Russland auf die aktuellen Sanktionen reagieren?

Schon jetzt können wir erwarten, dass Putin die aktuellen Sanktionen als Finanzkriegserklärung ansieht. Der Rubel ist international unbedeutend. Putin kann daher keine gleichwertige Gegensanktion initiieren. Joe Biden hat die Russen in seiner Rede zwar davor gewarnt, mit Cyber-Angriffen im Westen zurückzuschlagen. Die Sicherheitsbehörden haben jedoch die kritische Infrastruktur seit Monaten darauf vorbereitet. Dazu gehören die Finanzsysteme und die weitere Grundversorgung. Wir sollten uns darauf einstellen, dass Putin seinen staatlichen Hackern das westliche Finanzsystem als Ziel vorgibt.

Welche Folgen haben die aktuellen russischen Cyberangriffe auf Russland für uns?

Was wir jetzt in der Ukraine als Cyberangriffe sehen, sind reine Sabotage-Aktionen. Webseiten werden offline genommen, Geldautomaten blockiert, Rechner in Behörden gelöscht und so weiter. Dass es russische Cyber-Krieger in diesen Tagen explizit auf deutsche Firmen abgesehen haben, ist nicht wahrscheinlich. Aber es könnte Kollateralschäden der aktuellen Sabotageakte geben, wie 2017 bei einem erfolgreichen Angriff der Russen auf das ukrainische Finanzamt. Ukrainische Firmen haben sich damals reihenweise den sogenannten NotPetya-Virus eingefangen, der alle ihre Daten löschte. Großkonzerne wie das Industrie-Konglomerat Maersk, der Pharmariese Merck und Beiersdorf in Hamburg waren durch ihre Firmentöchter in der Ukraine global betroffen.

Welche Art von Cyber-Angriffen kann unserem Finanzsystem schaden?

Wenn jemand großen Schaden in einer Bank anrichten möchte, muss er an Zahlungssysteme wie SWIFT herankommen. Nur darüber kann man Geld „wegbuchen“. Die Sicherheitssysteme im Zahlungswesen sind weltweit jedoch so stark, dass normale Kriminelle diese nicht überwinden können.

Wir haben aber vor fünf Jahren gesehen, dass Hackern aus Nordkorea genau dies bei der Zentralbank von Bangladesch gelang – und 80 Millionen Dollar stehlen konnten. Man braucht dafür Hacker, SWIFT-Experten und Scheinfirmen in Entwicklungsländern (z. B. auf den Philippinen), um größere Summen abzuheben. All das ist enorm aufwändig – aber Russland ist im Cyber-Raum eine Großmacht. Und Russland verfügt über die weltbesten Hacker.

Was wären die Folgen solcher virtuellen Raubzüge?

Zum Beispiel könnten die Hacker virenverseuchte E-Mails an viele europäische Banken schicken. Dort, wo diese Mails Erfolg haben, würden sie dann versuchen, sich bis zum SWIFT-System zu hangeln und Geld auszuleiten.

Wenn das auch nur bei wenigen Banken Erfolg gelingen würde, kommt es zu einer neuen Krise in der Bankenwelt. Wenn die Zuverlässigkeit von Banken bei Zahlungen nicht mehr garantiert werden kann, wird das unsere Wirtschaft stark verunsichern.

Wie können wir uns vor Cyber-Attacken schützen?

Jede Firma, die von IT abhängig ist, muss sicherstellen, dass sie die Folgen eines Cyber-Einbruches beherrschen kann. Irgendwann öffnet ein unvorsichtiger Mitarbeiter den Virus in einer E-Mail und lässt den Hacker damit herein.

Die kritischen Systeme müssen so geschützt sein, dass selbst in einem solchen Fall kein irreversibler Schaden entsteht. Und es reicht nicht, das zu glauben – das muss eine Firma garantieren können. Wir von Consileon verfügen über zertifizierte Sicherheitsprüfer, die einen Payment Security Check für Unternehmen durchführen. Cyberangriffe sind zwar selten punktgenau auf eine Firma gerichtet. Aber es könnte durch den hohen Grad der globalen IT-Vernetzung jedes Unternehmen treffen.