Wie Engpassmanagement helfen kann
In der Gesundheitsbranche herrscht ein besorgniserregender Personalnotstand, der eine dringende und zuverlässige Lösung erfordert. Die Bewältigung dieses Problems erfordert innovative Ansätze, und einer dieser Ansätze ist das Engpassmanagement. Es kann dazu beitragen, Ressourcen effektiv zu nutzen und Engpässe zu identifizieren und zu beheben. Ein Blick auf das Engpassmanagement anhand eines Beispiels verdeutlicht, dass es eigentlich etwas sehr Natürliches ist, das jedoch im Unternehmens- und Krankenhausalltag oft vernachlässigt wird.
Nehmen wir das Beispiel von Herrn Müller, der mit einem Herzinfarkt in die Notaufnahme kommt und später mit Knieschmerzen konfrontiert wird. Sein Ziel ist es, ein gesundes und aktives Leben bis ins hohe Alter zu führen. Dieses Ziel bildet die Grundlage für alle weiteren Schritte im Engpassmanagement.
Der erste Schritt besteht darin, den Engpass zu identifizieren (1. Identifiziere den Engpass). In Herrn Müllers Fall ist es der Herzinfarkt, der sein Ziel eines gesunden Lebens gefährdet. Das medizinische Team konzentriert sich darauf, den Engpass zu entlasten und Herrn Müllers Herzinfarkt zu behandeln (2. Laste den Engpass voll aus).
Während der Behandlung steht die Wiederherstellung von Herrn Müllers Gesundheit im Mittelpunkt seiner Prioritäten. Andere Aspekte wie Arbeit, Urlaub oder Unterhaltung treten vorübergehend in den Hintergrund (3. Ordne alles der Auslastungsentscheidung unter). Durch die gezielte Behandlung des Engpasses, in diesem Fall des Herzinfarkts, wird der Engpass behoben und Herr Müller kann seinem Ziel wieder näherkommen (4. Behebe den Engpass).
Doch der Engpass kann sich ändern. In Herrn Müllers Fall treten später Knieschmerzen als neuer Engpass auf. Nun geht es zurück zum ersten Schritt des Engpassmanagements: die Identifizierung des Engpasses (5. Bei Schritt 1 erneut beginnen). Der Fokus liegt erneut darauf, den Engpass zu behandeln und Herrn Müllers Ziel eines gesunden und aktiven Lebens zu unterstützen.
Das Engpassmanagement ist jedoch nicht nur auf individuelle Fälle anwendbar, sondern auch auf den organisatorischen Kontext der Gesundheitsbranche. Es gibt verschiedene Perspektiven im Engpassmanagement, wie zum Beispiel aus der Sicht der Produktion, der Lieferkette oder von Projekten. Im Gesundheitswesen ähneln Patienten Projekten, bei denen verschiedene Aufgaben und Ressourcen koordiniert werden müssen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Hier kommt der Ansatz des Critical Chain Project Managements (CCPM) ins Spiel. Das CCPM basiert auf der Idee, Engpässe in einem Projekt zu identifizieren und effektiv zu verwalten, um die Projektdurchlaufzeiten zu verkürzen und Engpassressourcen optimal zu nutzen. Im Gesundheitswesen kann der CCPM-Ansatz dazu beitragen, Behandlungsprozesse zu optimieren und die Patientenversorgung zu verbessern.
Der CCPM-Ansatz verwendet einen einfachen Projektplan, der als Behandlungsplan dient. Dieser Plan umfasst verschiedene Ressourcen, die nacheinander oder parallel verschiedene Aufgaben erfüllen müssen. Dabei gibt es einen längsten Pfad, der die Projektlaufzeit bzw. Behandlungsdauer bestimmt – den kritischen Pfad.
Quelle: CCPM: Critical Chain Projektmanagement einfach erklärt
Durch die Berücksichtigung der Belastung der Ressourcen entsteht die kritische Kette.
Quelle: CCPM: Critical Chain Projektmanagement einfach erklärt
Es können verschiedene Faktoren auftreten, die dazu führen, dass ein Plan nicht eingehalten werden kann. Unerwartete Ereignisse, zu viele gleichzeitige Aufgaben oder unvollständige Planung können Verzögerungen verursachen. Um dies zu vermeiden, wird eine Varianz durch einen Gesamtpuffer ausgeglichen. Der Gesamtpuffer ermöglicht es, Aufgaben in ihrer Dauer zu reduzieren und die eingesparte Zeit als Puffer am Ende hinzuzufügen.
Quelle: CCPM: Critical Chain Projektmanagement einfach erklärt
Es ist wichtig, regelmäßig den Fortschritt des Projekts bzw. der Behandlung zu überprüfen und den Verbrauch des Puffers dazu ins Verhältnis zu setzen.
Quelle: CCPM: Critical Chain Projektmanagement einfach erklärt
Diese Transparenz hilft dabei, die Priorisierung der Engpassressourcen zu bestimmen und eine frühere Fertigstellung aller Projekte bzw. eine frühere Entlassung aller Patienten zu erreichen.
Quelle: CCPM: Critical Chain Projektmanagement einfach erklärt
Das Engpassmanagement kann dabei helfen, das Problem des Personalnotstands in der Gesundheitsbranche zu lösen. Durch die optimale Nutzung von Ressourcen und die Vermeidung schädlichen Multitaskings können negative Effekte wie Überstunden, hoher Stress und ein schlechtes kollegiales Umfeld reduziert werden. Wenn der Patientenfluss optimiert wird und die Menschen wieder verstärkt aufeinander achten, kann das Engpassmanagement dazu beitragen, die Patientenversorgung zu verbessern und den Personalnotstand anzugehen.
Quelle: Infografik: Warum Mitarbeiter kündigen | Statista
Insgesamt ist das Engpassmanagement ein strukturierter Ansatz, um Engpässe zu identifizieren, zu behandeln und zu beheben. Es erfordert eine bewusste Fokussierung auf das Wesentliche und eine klare Priorisierung. Durch die Anwendung des Engpassmanagements können Engpässe effektiv bewältigt werden, was sich positiv auf die Patientenversorgung auswirkt, den Personalnotstand in der Gesundheitsbranche mildern kann und mehr Raum für Menschlichkeit schafft.
Wenn Sie weiteren Gesprächsbedarf haben oder weitere Aspekte des Engpassmanagements in der Gesundheitsbranche diskutieren möchten, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Gemeinsam können wir mögliche Lösungsansätze erörtern und weitere Perspektiven beleuchten.
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