Jedes Kind hat eine gute Zukunft verdient. Aber nicht alle Kinder haben die gleichen Startbedingungen. Mindestens 1, 1 Mio. Kinder und Jugendliche wachsen in Deutschland in schwierigen familiären oder finanziellen Verhältnissen auf. Mit der Absicht, auch solchen Kindern eine Chance zu geben, öffnete 2012 die Kinder & Jugend ARCHE Karlsruhe e.V. ihre Türen.
Consileon unterstützt die Arbeit des Karlsruher ARCHE-Teams. Katharina Große ist für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich und gibt uns hier im Interview einen Einblick in den ARCHE-Alltag und die anstehenden Herausforderungen.
Die Chancen, einen guten Lebensweg einzuschlagen, sind in Deutschland sehr abhängig vom Elternhaus. Ob ein Kind positiv auf die Welt blickt, mit Vorfreude auf die Zukunft schaut oder einen Berufsweg einschlägt, der ein solides Leben sichert und den eigenen Vorlieben entspricht, hat viel mit dem Umfeld zu tun, in dem ein Kind aufwächst. Manche Elternhäuser sind aus unterschiedlichen Gründen weniger gut in der Lage, ihren Kindern ein hilfreiches, stabiles Aufwachsen zu ermöglichen. Für solche Kinder kann es entscheidend sein, wenn sie durch andere Bezugspersonen, wie beispielsweise unsere ARCHE-Mitarbeiter, Zuspruch, Vorbild und ein gutes Umfeld erleben. Dabei helfe ich sehr gern mit.
Die Kinder und Jugend ARCHE ist für viele Kinder wie eine Art Zuhause für den Nachmittag. Es gibt ein gemeinsames Mittagessen, Unterstützung bei den Hausaufgaben und ein buntes Nachmittagsprogramm. Über dieses Rahmenprogramm hinaus haben wir vier Schwerpunkte, die wir in unsere tägliche Arbeit einfließen lassen.
Momentan sind 25 Kinder angemeldet, die verbindlich vier Tage die Woche kommen.
Als Folge der Corona-Zeit haben die Not und die Überforderung in den Familien stark zugenommen. So kam es zu mehreren Inobhutnahmen in den vergangenen zwei Jahren. Das heißt, Kinder mussten aus der Familie genommen werden, teilweise sogar auf eigenen Wunsch. Einige Kinder tun sich sehr schwer mit den schulischen Defiziten, die während der Pandemie entstanden sind. Wenn einige Eltern bereits vorher bei Schulthemen wenig Unterstützung gegeben haben oder geben konnten, dann kann man sich vorstellen, wie die Lernsituation vieler Kinder heute aussieht.
Zum einen möchten wir unsere Arbeit mit den „älteren Kindern“, den Teens ausbauen. In der Regel ist unser Angebot für Kinder bis 14 Jahren ausgelegt. Für viele beginnt dann aber erst die spannende Phase. Wenn sie anfangen, sich vom Elternhaus abzunabeln, ist eine vertraute Anlaufstelle umso wichtiger. Viele brauchen Unterstützung, um den Schulabschluss zu schaffen oder den Übergang in eine Ausbildung zu meistern.
Zum anderen möchten wir eine Anlaufstelle für Eltern schaffen in Form eines Elterncafés. Wenn wir guten Kontakt und Austausch mit den Eltern haben, sie bei ihren Themen und Fragen unterstützen, dann kommt das auch den Kindern zugute.
Wie jedes Jahr organisieren wir eine Weihnachtsfeier. In der Adventszeit bereiten die Kinder in den Gruppen alles vor, backen Plätzchen, üben Lieder und basteln Deko. Die Weihnachtsfeier ist definitiv immer ein Highlight für alle.
Spenden statt schenken – unter diesem Motto unterstützt Consileon weitere Organisationen und Vereine.
Alle Jahre wieder entscheidet die Consileon Business Consultancy sich dafür, das Geld für Weihnachtsgeschenke lieber zu spenden. Denn einen dritten funky Flaschenöffner oder die fünfte coole Kaffeedose braucht niemand wirklich dringend – dafür freuen sich zahlreiche Bedürftige aufrichtig und herzlich über unseren finanziellen Beitrag.
Als mittelständisches Beratungsunternehmen tragen wir soziale Verantwortung. Nicht nur für unsere knapp 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sondern auch für andere, die weniger privilegiert und abgesichert sind und die gerade in Zeiten von Corona-Nachwirkungen, Energiepreiskrise und Inflation auf Unterstützung angewiesen sind. Außerdem unterstützen wir eingetragene Vereine, die Vernetzungen, Verbindungen und Zusammenarbeit weltweit fördern.
Die folgenden Organisationen haben wir 2022 mit einer Spende bedacht:
Ein Leben lang gearbeitet – und dennoch reicht die Rente nicht für das Nötigste. Dieses Schicksal trifft mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland. Als erster Verein seiner Art in Deutschland setzt sich LichtBlick Seniorenhilfe e.V. seit 2003 für Senioren ein, deren Mittel für ein Leben in Würde und gesellschaftliche Teilhabe nicht ausreichen. Die Consileon Business Consultancy unterstützt diesen Verein und möchte dazu beitragen, dass dem Thema Altersarmut mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Darum haben wir auch mit Lydia Staltner, der Gründerin von LichtBlick Seniorenhilfe, gesprochen, um mehr darüber zu erfahren.
Viele Jahre zuvor habe ich in meiner Nachbarschaft in München eine alte Dame beobachtet. Ob Sommer oder Winter – Tag für Tag hat sie dasselbe abgetragene Paar Schuhe getragen. Damals habe ich mich nicht getraut, sie anzusprechen und ihr meine Hilfe anzubieten. Doch vergessen konnte ich die alte Dame nie. 2003 habe ich mit LichtBlick Seniorenhilfe den ersten Verein in Deutschland gegründet, der sich bedürftiger alter Menschen annimmt. Um Berührungsängste, wie ich sie gespürt hatte, abzubauen und sich gemeinsam stark zu machen für ein Altern in Würde.
Wir engagieren uns inzwischen in drei Städten, nämlich in München, Münster und Deggendorf, und auf zwei Ebenen: als Helfer in konkreter Not und als Fürsprecher.
Viele Senioren haben sich vor rund einem Jahr um den 20. eines Monats bei uns gemeldet, weil sie kein Geld mehr hatten und sich nichts mehr zu essen kaufen konnten – mittlerweile melden sie sich um den 10. des Monats bei uns. Es kann doch nicht sein, dass diese Menschen ihr Leben lang gearbeitet und unser Land einst mit aufgebaut haben – und jetzt haben sie nicht mal mehr Geld fürs Nötigste.
Wir unterstützen bedürftige Rentner mit Lebensmittelgutscheinen, Patenschaften (monatlich 35 Euro) sowie Soforthilfen für Dinge, die dringend gebraucht werden. Darunter fallen beispielsweise ein neuer Fernseher, die Übernahme einer Strom- oder Heizölrechnung und auch mal eine neue Brille.
Unser Verein LichtBlick Seniorenhilfe hilft Rentnern über 60, die eine deutsche Rente beziehen und Grundsicherung oder Wohngeld bekommen oder deren Rente nur kurz über der Bemessungsgrenze liegt. Wir begleiten diese Menschen nicht nur über den Winter oder für ein paar Monate, sondern ein Leben lang.
Deutschlandweit unterstützt der Verein rund 25.000 bedürftige Senioren. In Oberbayern sind es rund 9000 arme Rentner. Es werden täglich mehr. Vor einem Jahr trafen zum Beispiel rund 50 Neuanträge pro Woche in unserem Münchner Büro ein. Mittlerweile sind es rund 100 in der Woche!
Die Not der Senioren wird immer größer: Sie können die hohen Preise für Strom, Heizung und Lebensmittel einfach nicht mehr bezahlen. Viele sagen: „Lieber friere ich, als dass ich hungere.“
Erst kürzlich erzählte uns eine arme Rentnerin, dass sie sich die tägliche Kiwi nicht mehr leisten kann – und das, obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet hat.
Leider merken wir auf der anderen Seite, dass die Spendenbereitschaft abnimmt, da sich die Angst vor den hohen Energiepreisen durch nahezu alle Bevölkerungsschichten zieht. Jeder versucht zu sparen.
Aufgrund der extrem gestiegenen Lebensmittelpreise haben wir uns für eine ganz besondere Aktion entschieden: Viele unserer LichtBlick-Rentner bekommen einen Lebensmittel-Gutschein. Damit an Weihnachten der Kühlschrank nicht leer bleibt.
Mein Motto ist „Wer anderen Menschen hilft, wird selbst reich beschenkt und glücklich.“
Spenden statt schenken – unter diesem Motto unterstützt Consileon weitere Organisationen und Vereine.
Der Boom in der Baufinanzierung ist vorbei! Während 2021 mit knapp 1,7 Billionen Euro ein neuer Bestandsrekord von Wohnungsbaukrediten für inländische Unternehmen und Privatpersonen erreicht wurde, bricht das Neugeschäft bei Baufinanzierungen im laufenden Jahr 2022 nach dem starken ersten Quartal drastisch ein.[1]
Seit Mitte des zweiten Quartals hat die Nachfrage kontinuierlich nachgelassen und erreichte bei Neugeschäften mit Privathaushalten im September 2022 mit 16,1 Milliarden Euro den niedrigsten Stand seit 2014.[2]
Expertinnen und Experten gehen sogar davon aus, dass das Neugeschäft mit Baufinanzierungen kurzfristig fast zum Erliegen kommen wird.
Doch was genau steckt hinter dem abrupten Ende der Laissez-faire-Finanzierungslust der Banken und dem Einbruch der Nachfrage nach Wohneigentum aufseiten der Verbraucherinnen und Verbraucher?
Einen wesentlichen Anteil am aktuellen Nachfragerückgang hat der deutliche Zinsanstieg bei den Baufinanzierungen. Lag der branchenübliche Zinssatz bei zehnjähriger Zinsbindung zu Jahresanfang noch bei rund 1 Prozent, so hat er im Oktober 2022 mit über 4 Prozent den Höchstwert innerhalb der letzten Dekade erreicht.
Doch woher rührt dieser dramatische Anstieg um mehr als das Vierfache innerhalb so kurzer Zeit?
Die Refinanzierung der Banken durch Pfandbriefe und langfristige Anleihen ist aufgrund der hohen Nachfrage nach sicheren Anlagen in den letzten Monaten teurer geworden, und Bundesanleihen erreichten zum 2. November 2022 mit mehr als 1,3 Prozent einen neuen Höchstwert innerhalb der letzten Jahre.
Gleichzeitig sind auch alternative Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung für Banken so teuer wie lange nicht mehr. Da die EZB aufgrund der steigenden Inflation (Stand Oktober 2022: 10,4 Prozent) von ihrer Niedrigzinspolitik abrückt, den Leitzins auf inzwischen 2,0 Prozent angehoben hat und weitere Erhöhungen nicht ausgeschlossen sind, können sich Banken auch untereinander nur zu verhältnismäßig schlechten Konditionen Geld leihen.
Des Weiteren hatte die Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers sowie eines zusätzlichen sektoralen Kapitalzusatzpuffers für Wohnimmobilienkredite durch die deutsche Finanzaufsicht die Intention, die Verlustabsorptionsfähigkeit der Banken zu erhöhen und, durch das Vorhalten von mehr Eigenkapital, Immobilienkredite für Endverbraucherinnen und -verbraucher zu verteuern.[3]
Der massive Anstieg der Zinskosten für die Baufinanzierung hat also verschiedene Ursachen. Doch wie wirkt sich diese Entwicklung für Kundinnen und Kunden monetär aus, und welche Konsequenzen hat sie für die deutschen Geldhäuser?
Wie sehr die Mehrbelastung den Geldbeutel der Verbraucherinnen und Verbraucher tatsächlich strapaziert, lässt sich an einem Rechenbeispiel zum Kauf einer Eigentumswohnung in Frankfurt am Main zeigen:
Ausgehend von einem Kaufpreis von 500.000 Euro und den anfallenden Kaufnebenkosten (Grunderwerbsteuer, Notar- und Grundbuchkosten etc.) ergibt sich ein Gesamtkaufpreis von 555.000 Euro. Vom Käufer oder der Käuferin selbst eingebrachtes Eigenkapital in Höhe von 205.000 Euro entspricht einem üblichen Beleihungsauslauf von circa 85 Prozent.
Die verbleibenden 350.000 Euro werden finanziert, wobei eine Sollzinsbindung von zehn Jahren und ein Tilgungssatz von 2 Prozent angenommen werden.
Wenn mit Ausnahme des Sollzinssatzes alle anderen Parameter beibehalten werden, ist das Darlehen bei einem Sollzins von 1 Prozent mit monatlich 875 Euro und einem Zinsaufwand von 31.400 Euro innerhalb der ersten zehn Jahre an die Bank abzuzahlen.
Weniger als zwölf Monate später sind für dieselbe Darlehenssumme aufgrund der auf 4 Prozent gestiegenen Zinsen mit nunmehr 124.100 Euro im gleichen Zeitraum beinahe 93.000 Euro mehr an die Bank zu entrichten.
Die Zinsbelastung der ersten zehn Jahre hat sich also im direkten Vergleich beinahe vervierfacht, und die monatliche Rate ist für die Kreditnehmerinnen und -nehmer mit 1.750 Euro doppelt so hoch.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Immobilienpreise in Deutschland seit Jahren nur eine Richtung kennen: nach oben! Im Zeitraum von 2010 bis 2020 sind die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen um rund 65 Prozent gestiegen.[1] Viele Experten, wie zum Beispiel Ökonominnen und Ökonomen der Deutschen Bundesbank, warnen längst vor einer Überhitzung des Immobilienmarkts. Doch wie wirken sich die gestiegenen Zinsen der Baufinanzierung auf die Immobilienpreise aus?
Nach dem Grundsatz, dass Angebot und Nachfrage den Preis eines Guts beeinflussen, müssten die Immobilienpreise beim aktuellen Nachfrageeinbruch sinken.
Doch davon ist bisher am Immobilienmarkt wenig zu sehen. Bei der Betrachtung der Preisindizes für Eigentumswohnungen (Referenzwert Index: viertes Quartal 2015) fällt auf, dass sich im laufenden Jahr keine vergleichsweise ausgeprägte Gegenbewegung zu den steigenden Zinskosten der Baufinanzierung ergeben hat. Im Gegenteil: Beinahe alle betrachteten Preisindizes für Eigentumswohnungen sind über das gesamte Jahr gestiegen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob man sich die Preise in den Metropolen oder in den dünn besiedelten ländlichen Kreisen ansieht.
Inwiefern sich der Immobilienmarkt in der nächsten Zeit signifikant abkühlen wird, lässt sich nur schwer abschätzen. Wenngleich es erstmals seit 2010 Anzeichen dafür gibt, dass die Preise für Wohnimmobilien im vierten Quartal 2022 leicht sinken, erwarten die meisten Expertinnen und Experten aufgrund der steigenden Mieten und Baukosten sowie der rückläufigen Fertigstellungen einen lediglich moderaten Rückgang der Immobilienpreise.[4, 5]
Die Konsequenz: Verbraucherinnen und Verbraucher sehen sich nicht nur mit gestiegenen Zinskosten der Baufinanzierung, sondern auch mit weiterhin hohen Immobilienpreisen konfrontiert.
Wie sehr diese Entwicklung die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger von einem Immobilienkauf ausschließt, zeigt folgende Einordnung: Gemäß der Faustregel, dass die Belastung der Darlehensprämie 35 Prozent des Nettohaushaltseinkommens nicht überschreiten soll, müssten Kreditnehmerinnen und -nehmer bei einer monatlichen Rate von 875 Euro (Sollzins: 1 Prozent) haushaltsübergreifend netto wenigstens 2.500 Euro im Monat zur Verfügung haben. Der deutsche Durchschnitt betrug im Jahr 2020 gut 3.600 Euro, was eine Baufinanzierung für die meisten Haushalte darstellbar machte.[1]
Bei einer monatlichen Rate von 1.750 Euro (Sollzins: 4 Prozent) ist ein Nettohaushaltseinkommen von mindestens 5.000 Euro erforderlich. Mit diesem Einkommen gehören Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland schon beinahe zu den oberen 10 Prozent. Mithin können sich nur noch Spitzenverdienerinnen und -verdiener den Traum vom Eigenheim erfüllen.
Doch wie wirken sich die Folgen dieser Entwicklung auf deutsche Banken und Sparkassen aus?
Das Geschäft mit der Baufinanzierung ist eine der tragenden Säulen für die Mehrheit der deutschen Banken und Sparkassen. In Relation zum Gesamtvolumen sind rund 70 Prozent aller hierzulande vergebenen Kredite Immobiliendarlehen an Privatpersonen und inländische Unternehmen.2 Damit betrugen die Einnahmen deutscher Banken aus Baufinanzierungen allein im Jahr 2019 rund 13 Milliarden Euro und somit, trotz einer vergleichsweise geringen Marge, insgesamt 15 Prozent der gesamten Zinserträge.[2, 6]
Gerade für Sparkassen (31 Prozent Marktanteil), private Geschäftsbanken (27 Prozent Marktanteil) und Genossenschaftsbanken (25 Prozent Marktanteil) stellt der signifikante Einbruch des Neugeschäfts mit Baufinanzierungen einen erheblichen Einschnitt dar.2 Aber auch für vergleichsweise junge Player auf dem Finanzmarkt, beispielsweise Hypoport oder Smava, die sich (zuletzt) auf das Geschäft mit Baufinanzierungen konzentriert haben, ergibt sich aus der aktuellen Entwicklung dringender Handlungsbedarf.[3]
Denn auf eine baldige Entspannung der Situation können Banken nicht hoffen. Nicht nur, dass sich derzeit keine Anzeichen dafür finden lassen, dass der Sollzins für Baufinanzierungen oder die Immobilienpreise signifikant sinken werden – viele Kundinnen und Kunden haben bereits in der ersten Hälfte des laufenden Jahres eine Anschlussfinanzierung abgeschlossen, als sich die steigenden Zinskosten abzeichneten. Diese Abschlüsse fehlen den Banken nun zusätzlich zum ausbleibenden Neukundengeschäft.
Daraus resultiert ein weiteres Problem für die deutschen Geldhäuser: Während die Kundinnen und Kunden sich für ihre Finanzierungen zumeist langfristig die günstigen Konditionen gesichert haben, müssen Banken die eigenen Einlagen variabel verzinsen und sind damit den Schwankungen des Zinsmarktes ausgesetzt. Um von der Zinswende zu profitieren, müssen Banken die auslaufenden Immobilienkredite nun höher verzinst anschlussfinanzieren. Denn mit steigendem Zinsniveau sinken die ohnehin eher geringen Margen der Baufinanzierung immer weiter.[3]
Und als wäre das noch nicht genug, müssen Banken aufgrund der gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten und der zweistelligen Inflationsrate die wenigen eingehenden Anträge für Baufinanzierungen hinsichtlich der Schuldendienstfähigkeit strenger prüfen. Sowohl für Privat- als auch Geschäftskundinnen und -kunden wird der finanzielle Spielraum derzeit immer enger. Insbesondere unter dem Aspekt möglicher Insolvenzen sowie der Gefahr einer steigenden Arbeitslosenquote müssen Banken Kreditanträge besonders sorgfältig und risikoavers bearbeiten, um Ausfälle zu vermeiden.[3] Durch den höheren Anteil abgelehnter Anträge verringern sich die Einkünfte durch das Neugeschäft weiter.
Aber wie können sich Banken nun positionieren, um den aktuellen Umständen gerecht zu werden? Welche Möglichkeiten haben Geldhäuser, um sich risikoarm und gleichzeitig profitabel aufzustellen?
Es gibt für Banken diverse Möglichkeiten, sich nun neu aufzustellen. Neben der Anpassung und der Erweiterung des eigenen Produktportfolios können auch die Generierung neuer Leads im Vertrieb oder spartenübergreifende Kosteneinsparungen ein Mittel der Wahl sein.
Eine Möglichkeit, Baufinanzierungen für Interessentinnen und Interessenten wieder attraktiv zu machen, ist die Einführung variabler Zinsen und flexibler (Rück-)Zahlungsmodalitäten. So könnte die von verschiedenen Kreditanbietern bekannte, selbstständige Anpassung oder sogar eine kurzzeitige Stundung der Rate ein Weg sein, um Kundinnen und Kunden mehr Flexibilität bei der Tilgung ihrer Immobilienfinanzierung zu ermöglichen.
Außerdem kann gerade für die junge Kundschaft, die mittelfristig bauen möchte, der Abschluss von Bausparverträgen eine attraktive Alternative zur Baufinanzierung sein. Auch für Banken ist das Produkt „Bausparvertrag“ aufgrund von Provisionen zwischen 1,0 und 1,6 Prozent der Bausparsumme reizvoll. Hier gilt es für Banken, die passenden Kundinnen und Kunden auszuwählen, sie zielgruppengerecht und umfassend zu informieren, um idealerweise einen Abschluss zu verbuchen.
Auch eine stärkere Fokussierung auf den Vertrieb klassischer Ratenkredite kann sinnvoll sein. Gerade beim Einbau einer neuen Heizung oder der Errichtung einer Photovoltaikanlage haben Verbraucherinnen und Verbraucher in Anbetracht der hohen Zinsen für Baufinanzierungen zuletzt gern auf klassische Privatkredite zurückgegriffen. Bei Laufzeiten von bis zu 96 Monaten ist auch die Finanzierung größerer Kreditsummen möglich. So kann der fokussierte Vertrieb dieser Kredite für Geldhäuser eine attraktive Möglichkeit sein, den Ausfall der Baufinanzierungen zu kompensieren.
Bei mehr als 30 Millionen Immobilien, die über 30 Jahre alt sind, wird der Bedarf an Krediten gerade hinsichtlich der anstehenden energetischen Sanierungen sicher nicht gänzlich abebben.[7] Hier liegt ein riesiges Potenzial, das es zu heben gilt – auch und gerade im Sinne des Klimaschutzes. Ab 2030 müssen gemäß der EU-Richtlinie für Gesamtenergieeffizienz alle neuen Gebäude 100 Prozent des Energieverbrauchs – soweit technisch möglich – durch erneuerbare Energien abdecken und bis 2050 muss diese Vorgabe auch für Bestandsimmobilien innerhalb der EU umgesetzt sein. Dieses Potenzial muss genutzt werden: Beispielsweise mit speziellen Omni-Channel-Produktantragsstrecken, die es Kundinnen und Kunden so einfach wie möglich machen, die Finanzierung über den präferierten Kanal beantragen und abschließen zu können.
Eine weitere Option für Banken kann es sein, das Dienstleistungsgeschäft im Bereich Immobilien auszubauen. Mithilfe der Überprüfung von Immobilien auf gewisse Parameter können diese eingestuft und bewertet werden (beispielsweise hinsichtlich der Energieeffizienz oder der Nutzbarkeit für bestimmte Altersgruppen). Außerdem können Kreditinstitute für eine optimale Absicherung Risiken definieren und anschließend geeignete Versicherungsprodukte empfehlen. Darüber hinaus können Banken bei der Übertragung einer Immobilie an Erben, eine Stiftung oder auch in das Privatvermögen im Rahmen des Generationenmanagements und der Vermögensoptimierung verstärkt als Dienstleister auftreten. Zumeist ergeben sich daraus weitere Möglichkeiten zum Vertrieb von Krediten oder Versicherungen.
Schließlich können Banken nicht nur an den Einnahmen, sondern auch an den Ausgaben drehen. Das bietet den Vorteil, dass sie unabhängig vom Produkt „Baufinanzierung“ spartenübergreifend profitieren. Das Aufbrechen von veralteten und kostenintensiven Strukturen, die Etablierung schlankerer Prozesse und gesteigerte Effizienz dank Digitalisierung sind nur einige Chancen für Banken, sich krisensicher zu positionieren und die eigene Wettbewerbsposition zu stärken. Hier gilt es, bankenindividuell und spezifisch hinzusehen, um Optimierungspotenzial identifizieren und nutzen zu können. Hierfür eignet sich beispielsweise das Consileon-TOM-Modell, mit dem Prozesse end-to-end analysiert, systematisch geclustert und strukturiert werden können. So können Optimierungspotenziale erkannt und mögliche Handlungsoptionen abgeleitet werden.
Falls auch Sie Ihre Produkte zur Immobilienfinanzierung überdenken oder bestehende Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen möchten, unterstützen Sie die Expertinnen und Experten von Consileon gern dabei.
Quellen: [1] Statistisches Bundesamt; [2] Deutsche Bundesbank; [3] Finanz-Szene; [4] Handelsblatt; [5] Deutsche Bank; [6] EZB;
[7] Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands
Aufgrund der aktuell wirtschaftlich angespannten Lage überlegen immer mehr Versicherungshäuser, ihre ESG-Aktivitäten runterzufahren oder gar ganz auf Eis zu legen, um Ressourcen einzusparen. Doch diese kurzfristige Entscheidung kann sich schnell nachteilig auf die Marktpositionierung auswirken. Erfahren Sie hier, warum es ein großer Fehler wäre, wenn Assekuranzen ausgerechnet jetzt ihre ESG-Maßnahmen runterfahren würden.
In Zeiten der (drohenden) Rezession gilt es, den Gürtel enger zu schnallen – nicht nur aufseiten der Konsumentinnen und Konsumenten, sondern auch aufseiten der Assekuranzen. Was liegt also näher, als zunächst bei Aktivitäten einzusparen, die momentan nur einen geringen Teil zur Provisionsgenerierung beitragen?
So verwundert es nicht, dass rund ein Drittel der Versicherungsvorstände seine ESG (Environmental, Social and Governance)-Aktivitäten bereits reduziert hat oder pausiert und mehr als die Hälfte plant, die Aktivitäten im kommenden Jahr zu reduzieren beziehungsweise vollständig zu pausieren.
So wichtig kurzfristiges Handeln in Krisenzeiten auch sein mag: Es ist mindestens genauso wichtig, die langfristigen Nachhaltigkeitsziele nicht aus den Augen zu verlieren. Drei Gründe sprechen dafür, die ESG-Aktivitäten nicht ruhen zu lassen, sondern jetzt erst recht am Ball zu bleiben.
In den letzten Jahren hat die Sensibilität der Verbraucherinnen und Verbraucher für das Thema Nachhaltigkeit stark zugenommen. Neben dem allgemeinen Preis-Leistungs-Verhältnis stellen die jeweiligen ESG-Aktivitäten bei vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern den entscheidenden Faktor für oder gegen einen Versicherer dar. Dementsprechend nennen Versicherer regelmäßig die Erfüllungen der Kundenerwartungen neben den regulatorischen Anforderungen und Shareholder-Aktivitäten als häufigsten Grund für ihre ESG-Aktivitäten.
Trotzdem verfolgen die wenigsten Versicherungen eine stringente ESG-Strategie. Meistens handelt es sich bei den Aktivitäten um losgelöste Einmalaktionen mit starkem Fokus auf Umweltthemen (Environmental). Der soziale Aspekt (Social) und die Idee einer verantwortungsvollen Unternehmensführung (Governance) kommen häufig noch zu kurz. Dabei zeigen internationale Studien, dass Unternehmen, die in allen Aspekten zu überzeugen wissen, eine höhere Innovationskraft und damit verbunden ein stärkeres Wachstum aufweisen als konservative Unternehmen. Gleichzeitig bietet sich die Chance, als First Mover Wettbewerbsvorteile zu generieren und den Wettbewerbern Wachstumschancen zu entziehen.
Zudem ist ein positiver Effekt auf die Zufriedenheit der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erkennen – insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels ein nicht zu unterschätzender Faktor. Studien zeigen, dass es für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zunehmend wichtig ist, sich mit den Zielen und dem Handeln des Arbeitgebers identifizieren zu können. Je jünger dabei die Mitarbeitenden sind, desto ausgeprägter ist dieses Verlangen.
Was mit der Generation Y bereits begann, ist für die Generation Z mittlerweile selbstverständlich: Wenn die Identifikation mit dem eigenen Unternehmen nicht gelingt, erfolgt kurzfristig der Arbeitgeberwechsel. Eine starke ESG-Aktivität kann somit auch die Mitarbeiterbindung fördern.
Der gezielte Einsatz von ESG-Maßnahmen kann ferner dabei helfen, die grundsätzliche Finanzperformance der Versicherungsgesellschaft zu optimieren. Bereits kleinere Schritte zu mehr Nachhaltigkeit – zum Beispiel die Entwicklung zum papierlosen Büro, die Einführung eines internen Recyclingsystems oder die Investition in energieeffiziente Gebäude und IT-Ausstattung – können den ROI (Return on Investment) der Versicherungen signifikant verbessern. Darüber hinaus lässt sich hierdurch der eigene CO₂-Fußabdruck deutlich reduzieren, was zukünftig zur Vermeidung von CO₂-Strafabgaben beitragen kann.
Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) soll für mehr Transparenz sorgen. Dieser neue Offenlegungsstandard soll schneller sichtbar machen, inwiefern Versicherungen und andere Finanzunternehmen Nachhaltigkeitsfaktoren in ihre Entscheidungsprozesse für Finanzprodukte einbeziehen und welche tatsächlichen Auswirkungen die nachhaltigen Finanzprodukte auf die Umwelt, die sozialen Bedingungen oder die Governance von privaten und öffentlichen Unternehmen haben. Ziel ist es, Produkte, die echte Nachhaltigkeit versprechen und einen nachweislich positiven Einfluss auf Umwelt-, soziale und Governance-Themen haben, mehr ins Rampenlicht zu holen.
Zudem achten Rating-Agenturen zunehmend auf die Nachhaltigkeit von Investments und ziehen hierfür immer häufiger die PSI-Grundsätze (Principles for Responsible Investment) in Betracht, wenn es um die Beurteilung der Kreditrisiken von Versicherungen geht. Insbesondere der Zusammenhang zwischen Wetterrisiken (beispielsweise Waldbränden, Stürmen, Hochwasser, Dürren) und dem Governance-Aspekt – verstanden als die Fähigkeit, Umweltrisiken angemessen in der Geschäftspolitik zu berücksichtigen – rückt dabei in den Fokus der Rating-Agenturen. Dies ist vor allem für Assekuranzen mit starker Fokussierung auf Gebäude- und Sachversicherungen von Bedeutung. Jeder zusätzliche Schritt über die Erfüllung der Mindestanforderung hinaus, macht sich hier finanziell bemerkbar.
Es zeigt sich also, dass die Fortführung der ESG-Aktivitäten ein äußerst probates Mittel ist, in einem zunehmend schwierigeren Marktumfeld zu bestehen, sich von den Wettbewerbern positiv zu differenzieren und sowohl die Kunden- als auch die Mitarbeiterbindung zu stärken.
Doch der Weg zu einer nachhaltigen Geschäftsstrategie ist kompliziert. In der Praxis kristallisieren sich immer wieder drei zentrale Herausforderung heraus:
Im Rahmen des Green Deals und des Aktionsplans Sustainable Finance stellt die EU erstmals verbindliche rechtliche Rahmenbedingungen für nachhaltiges Handeln auf. Um Greenwashing effektiv zu verhindern und gleichzeitig verbindliche Kriterien festzulegen werden in der EU zukünftig insbesondere vier Richtlinien relevant sein:
Es ist davon auszugehen, dass weitere Richtlinien und Anpassungen bestehender Richtlinien folgen werden. Wenn man bedenkt, dass bereits jetzt ein Viertel aller befragten Versicherungsgesellschaften Probleme bei dem Verständnis und der Umsetzung der regulatorischen Anforderungen haben, ist anzunehmen, dass sich in den kommenden Jahren dieser Anteil erhöhen wird. Hier empfiehlt es sich, auf spezialisierte externe Expertinnen und Experten zurückzugreifen, um eine reibungslose und korrekte Umsetzung aller Anforderungen zu gewährleisten.
Ein bloßes Verständnis der rechtlichen Anforderungen reicht jedoch nicht aus, um bei den eigenen Kundinnen und Kunden zu punkten. Rechtliche Rahmenbedingungen sind eher als Mindestanforderungen zu verstehen, die von allen umzusetzen sind. Will man sich positiv von den Wettbewerbern absetzen, gilt es, eigene ESG-Maßnahmen im Einklang mit den Kundenbedürfnissen zu definieren. Hierfür ist es entscheidend, die Kundenerwartungen im Detail zu kennen und bestehende Best-Practice-Ansätze der Wettbewerber zu verstehen. Nur wenn detaillierte Erkenntnisse zu beiden Punkten vorliegen, kann es gelingen, eigene Lösungen zu entwickeln und sich am Markt positiv hervorzuheben.
Hat man mögliche Ansätze identifiziert, gilt es, die eigenen Ideen zu strukturieren. Nachhaltige Versicherungen zeichnen sich dadurch aus, dass das gesamte Geschäftsmodell auf dem Nachhaltigkeitsgedanken fußt:
Kapitalanlagen werden selbstverständlich nach ESG-Kriterien investiert.
Die Versicherung verfügt über eine Umweltleitlinie und einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht.
Die angebotenen Versicherungsprodukte belohnen Kundinnen und Kunden für ihr Engagement gegenüber Mensch und Umwelt.
Und der gesamte Geschäftsbetrieb ist zudem nachhaltig und ressourcenschonend organisiert.
Fehlende Transparenz darüber, wie sich einzelne Prozessschritte auf die ESG-Ziele auswirken, stellt Versicherungen dabei immer wieder vor Herausforderungen bei der Wahl geeigneter ESG-Maßnahmen. Nur der Einsatz eines strukturierten und in der Praxis erfolgreich erprobten Vorgehensmodells kann hier für die nötige Transparenz sorgen.
ESG-Aktivitäten einstellen, nur um kurzfristig Ressourcen einzusparen? Das kommt nicht in Frage, wenn sich Assekuranzen langfristig auf dem Markt positionieren wollen. Denn für Kundinnen und Kunden werden ESG-Kriterien zunehmend ausschlaggebender bei der Wahl eines Versicherungsproduktes. Sie sind sogar bereit, dafür höhere Beiträge zu zahlen. Außerdem können Unternehmen die Zufriedenheit unter den Mitarbeitenden und die Nachfrage bei jungen Talenten steigern, wenn sie ESG-Ziele verfolgen. Und der Einsatz von ESG-Maßnahmen kann sogar dazu beitragen, dass sich die Finanzperformance der Versicherung unterm Strich verbessert.
Wer von diesen Vorteilen profitieren möchte, steht vor der Aufgabe, eine nachhaltigere Geschäftsstrategie zu definieren und auf den Weg zu bringen. Dafür müssen vor allem drei To-Do’s bewältigt werden:
Bei diesen drei Herausforderungen können die Beraterinnen und Berater von Consileon die Versicherungswirtschaft unterstützen. Aus ihrer langjährigen Erfahrung haben sie dafür ein sogenanntes ESG-Target-Operating-Modell entwickelt, das Unternehmen dabei hilft, ein ESG-Zielbild zu definieren, einzelne Prozessschritt nach ESG-Kriterien zu bewerten und zielgerichtete Maßnahmen zu ergreifen.
Wer jetzt die langfristigen ESG-Ziele nicht zugunsten kurzfristiger Finanzoptimierungen aus den Augen verliert, bringt sich in die Position, sich positiv von den Wettbewerbern abzugrenzen, die eigene Finanzierungsposition mittel- bis langfristig zu optimieren sowie die besten Talente an Bord zu holen und an Bord zu halten. Durch den Einsatz eines strukturierten Vorgehensmodells können dabei Fehlinvestitionen vermieden und ein effizientes Projektvorgehen gewährleistet werden.
Consileon verfügt mit dem ESG-Target-Operating-Modell über ein in der Praxis erprobtes Vorgehensmodell. Gern unterstützen die Expertinnen und Experten von Consileon auch Sie bei der Umsetzung Ihrer ESG-Strategie.
Ein Turbo für das Firmenwachstum und ein Riesenpotenzial für Partnerschaften und strategische Kooperationen: Die Bundesbeschaffung hat mit Consileon eine Rahmenvereinbarung für ein mögliches Auftragsvolumen von insgesamt 683 Mio. Euro abgeschlossen, um Digitalisierungsprojekte für öffentliche Einrichtungen in Österreich – von Ministerien über Feuerwehren bis hin zu Fachhochschulen – zu realisieren.
Im August 2022 schloss die österreichische Bundesbeschaffung GmbH (BBG) im Rahmen ihrer Ausschreibung „IT-Dienstleistungen 2022“ mit der Consileon Business Consultancy GmbH großvolumige Rahmenvereinbarungen ab. Diese sind die Grundvoraussetzung für das Bearbeiten von Aufträgen aus dem öffentlichen Bereich.
Das gesamte Ausmaß dieser – von der BBG in einzelnen Losen ausgeschriebenen – Rahmenvereinbarungen beträgt 778 Mio. Euro für die kommenden fünf Jahre.
Die Bedarfsträger – und somit künftigen Auftraggeber von Consileon – sind Institutionen, Einrichtungen und Behörden aus dem gesamten öffentlichen Bereich. Dazu gehören Ministerien, Energieversorger, öffentliche Logistikunternehmen, Krankenhäuser, Feuerwehren, Kindergärten, Fachhochschulen und viele weitere. Es geht dabei um insgesamt 2564 Accounts und Organisationen!
Consileon obsiegte in 17 von 20 angebotenen Losen und erhielt somit die Zuschläge für ein Volumen in Höhe von insgesamt 683 Mio. Euro – gemeinsam mit je vier Mitbewerbern pro Los.
Konkret hat Consileon ab sofort die Möglichkeit, in den folgenden Themen einen wesentlichen Beitrag für die digitale Entwicklung Österreichs zu leisten:
„Zusätzlich zu den im Jahr 2021 gewonnenen Rahmenvereinbarungen in den Bereichen Artificial Intelligence, Java Dienstleistungen, Cybersecurity, Software- und Test-Dienstleistungen deckt Consileon nun die gesamte Palette der IT-Felder und -Themen ab“, sagt Harald Kohlberger, Geschäftsführender Gesellschafter von Consileon Business Consultancy in Österreich, und ergänzt: „Das Feld ist aufbereitet für ein stark steigendes Unternehmenswachstum von Consileon in Österreich. Wir wollen bestehende Partnerschaften vertiefen, neue strategische Kooperationen aufbauen und auf jeden Fall die Strukturen am österreichischen Markt zur Umsetzung dieser enorm hohen Umsatzpotenziale massiv ausbauen.
Dazu laden wir aktiv zur Zusammenarbeit mit uns ein! Wir freuen uns sehr auf spannende Gespräche, neue Überlegungen und Ideen von Bewerbern und Umsetzungspartnern!“
Consileons Kunden profitieren in den Kernmärkten des DACH-Raums (Deutschland, Österreich und Schweiz) von der langjährigen Erfahrung bei Planung, Anwendung und Implementierung neuer IT. Außerdem begleitet das Beratungsunternehmen mit seinen rund 500 Mitarbeitenden auch den Kulturwandel, der mit jeder digitalen Transformation einhergeht. Der aktuelle Jahresumsatz liegt bei € 76,5 Mio. Euro, damit ist Consileon die Nr. 17 im aktuellen Lünendonk-Ranking der mittelständischen IT-Berater & Dienstleister.
Konzipieren, initiieren und implementieren – darin ist Consileon stark.
Hurra! Das muss gefeiert werden: Consileon belegt im diesjährigen Ranking „Beste IT-Dienstleister 2023“ Top-Plätze in zwei Leistungskategorien. In den Bereichen „IT-Beratung“ und „Software-Implementierung & Wartung“ wurde das Karlsruher Beratungsunternehmen ausdrücklich von Kunden und Branchenexperten empfohlen.
Brand eins, ein renommiertes deutsches Wirtschaftsmagazin, und das Statistik-Portal Statista befragten zwischen April und Juni 2022 ingesamt 5107 IT-Experten, Branchenkenner und Anwender, mit welchen IT-Dienstleistern sie gute Erfahrung gemacht haben und wen sie weiterempfehlen würden. Daraus entstand die diesjährige Bestenliste mit 286 IT-Dienstleistern deutschlandweit, von kleinen regionalen Anbietern bis hin zu großen Konzernen. Die Auszeichnungen werden nun bereits zum vierten Mal vergeben.
„Wir sind stolz und dankbar, dass wir zu den besten IT-Dienstleistern Deutschlands gehören,“ sagt Dr. Joachim Schü, Inhaber und Geschäftsführer der Consileon Business Consultancy. „Diese Umfrage unter Branchenexperten und Anwendern bietet eine wichtige Orientierung für alle, die nach besonders zuverlässigen IT-Partnern suchen. Die Auszeichnung ist für uns auch ein Ansporn, unseren Qualitätsanspruch weiterhin hochzuhalten, um dem Vertrauen und der Wertschätzung unserer Kunden gerecht zu werden.“
Auch ein anderes Unternehmen der Consileon Group darf sich dieses Jahr erstmals über einen Platz auf der Bestenliste von brand eins und Statista freuen. So werden auch die Consulting-Experten für Vertrieb, Service und Marketing von der ajco solutions GmbH aufgrund ihrer exzellenten Leistungen im Bereich „IT-Beratung“ weiterempfohlen.
Weitere Informationen und das komplette Ranking „Beste IT-Dienstleister 2023“ finden Sie auf der Website von brand eins.
Überblick über weitere Auszeichnungen der Consileon Business Consultancy:
• brand eins Auszeichnung „Beste Unternehmensberater 2022″
• Consileon unter den Top 20 IT-Beratungsunternehmen „Lünendonk Liste 2022“
• Handelsblatt-Auszeichnung: Die Top-Berater 2022
Investoren hinterfragen zunehmend die Nachhaltigkeit ihrer Anlagen. Banken stehen vor der Herausforderung, institutionellen sowie privaten Anlegern die Nachhaltigkeit ihrer Assets zu beweisen. Consileon hat ein innovatives Portal entwickelt, um beiden Bedürfnissen gerecht zu werden.
Unterstützt durch neue technische Möglichkeiten (z. B. durch Apps) entscheiden sich Konsumenten zunehmend für nachhaltige Alternativen klassischer Produkte. Ob Ernährung, Bekleidung oder Mobilität: Immer mehr Menschen orientieren sich bei ihren Kaufentscheidungen an Kriterien wie Umweltverträglichkeit, fairen Produktionsbedingungen, Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Diesem Trend folgend suchen auch Privatinvestoren nach Möglichkeiten, ihr Vermögen nachhaltig anzulegen. Damit wächst der Druck auf die Industrie, ihr Geschäft nachhaltiger zu gestalten – das betrifft auch die Kapitalmärkte. Durch das erweiterte regulatorische Rahmenwerk wie die EU-Taxonomie und die MiFID-II-Direktive wird der Druck noch erhöht.
Bereits im Jahr 2019 entstand bei Consileon die Idee, das Thema Sustainable Finance aus der Perspektive der Privatinvestoren aufzugreifen. Nach mehreren Interviews und Marktumfragen wurden insbesondere fehlende Transparenz und die Angst vor „greenwashing“ als Kernthemen identifiziert. Wie kann man jedoch diesen Bedürfnissen begegnen?
In einem Design-Thinking-Workshop mit den Agilisten von Consileon wurde dann die Idee einer Website aus folgender Motivation geboren: Gütesiegel sind allgemein bekannt. Fast jeder Mensch ist schon einmal mit ihnen in Berührung gekommen. Sei es bei der Auswahl von Bioprodukten im Supermarkt oder bei der Suche nach einem sicheren Fahrradhelm – bei der Bewertung der Qualität hilft eine objektive Meinung eines unabhängigen Gutachters. Warum also nicht Gütesiegel auch bei der Suche nach einem nachhaltigen Finanzprodukt nutzen?
Seit einigen Jahren tauchen immer wieder neue Gütesiegel für nachhaltige Finanzprodukte auf. Der breiten Masse sind sie bislang eher unbekannt. Dabei sind sie durchaus sehr hilfreich bei der Suche nach z. B. nachhaltigen Investmentfonds.
Auf www.PureLabels.de geben wir einen Überblick über verschiedene Nachhaltigkeitssiegel für Finanzprodukte und ihre Bewertungskriterien. Diese Labels werden allesamt von seriösen Institutionen erstellt, sind also absolut vertrauenswürdig und sollen Anlegern Orientierung und Einblick in die Welt der nachhaltigen Finanzprodukte geben. Die Informationen über die Labels beruhen auf unvoreingenommenen Darstellungen, ganz im Sinne der von Nutzern gewünschten Transparenz.
So ist auch der Name entstanden: „pure“ steht für kurz, knapp, transparent, ohne Schnickschnack.
Wir verstehen uns nicht als Anlageberater und urteilen nicht darüber, welche Siegel „gut“ und welche „schlecht“ sind. Vielmehr soll unsere Website als transparente Aufarbeitung des Marktes dienen, da die heutige Welt zu komplex ist, um nur in „schwarz“ oder „weiß“ aufgeteilt zu werden.
Unser Ziel ist es Komplexität zu reduzieren, indem wir die Siegel auf drei allgemeine Punkte herunterbrechen.
Unsere Darstellung basiert auf öffentlich zugänglichen Informationen, welche die Label selbst bereitstellen. Anhand dieser Kriterien möchten wir unseren Nutzern ermöglichen, sich eine eigene Meinung zu bilden und zu entscheiden, welches Label für ihre Anlagezwecke am besten geeignet ist.
Mit nur wenigen Klicks können sich die Nutzer einen Überblick über alle auf dem Markt existierenden Nachhaltigkeitssiegel verschaffen, die kurz und knapp entlang der drei oben genannten Kriterien beschrieben werden. Zusätzlich wird für jedes Siegel angegeben, welche Anlageklassen damit bewertet werden und selbst Fachfremde können im Bereich „Wissenswertes“ verstehen, was sich hinter den unterschiedlichen Instrumentenarten verbirgt.
Obwohl Pure Labels hauptsächlich für Klein- und institutionelle Anleger gedacht ist, können nicht nur Privatinvestoren von unserem Tool profitieren. Wir streben zurzeit Kooperationen mit gemeinnützigen Organisationen zur Bekämpfung von Greenwashing und zur Wissensvermittlung an. Außerdem führen wir Gespräche mit Finanzinstituten, um Applikationen in ihren Systemen einzuführen, die dem Ansatz von Pure Labels ähneln, damit sie ihre umweltbewussten Kunden bestens bedienen können.
Darüber hinaus hat die Consileon Business Consultancy mit ihren ESG-Spezialisten bereits Projekte zur ESG-Datenintegration erfolgreich abgeschlossen. Die Anforderungen an Transparenz lassen sich manchmal mit der fachlichen Komplexität nicht vereinbaren, aber genau das hat sich Consileon mit dem Thema Sustainable Finance auf die Fahne geschrieben: sowohl in der Unternehmensstrategie als auch in der technischen Implementierung resiliente Systeme zu schaffen, die die Bedürfnisse verschiedener Interessengruppen vereinbaren können. Wenn Sie Unterstützung bei der Implementierung der ESG-Anforderungen in Ihrem Unternehmen suchen oder wenn Sie eine ähnliche Lösung wie Pure Labels für Ihre Systeme wünschen, sprechen Sie uns an. Unsere ESG-Spezialisten helfen Ihnen gerne weiter.
VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT: Experten von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften forderten in einem Interview mit der Versicherungswirtschaft die Branche zuletzt auf, mehr in Sachen Nachhaltigkeit zutun. Machen die Versicherer im Umkehrschluss zu wenig?
RALPH HIENTZSCH: Die Branche beschäftigt sich generell die letzten zwei bis drei Jahre mit dem Thema ESG wobei die Spannbreite aus unserer Einschätzung in der Assekuranz sehr groß ist. Einige Versicherer sind schon seit Längerem mit großen Initiativen dabei, andere haben sich noch sehr wenig mit dem Thema auseinandergesetzt. Was häufig fehlt, ist eine echte Strategie, wie sich die Versicherer umfassend dem Thema Nachhaltigkeit stellen wollen. Die Assekuranz liegt sicherlich nicht hinter anderen Branchen, aber mehr geht immer.
Wo sehen Sie Nachholbedarf zur ESG-Erfüllung? Grundsätzlich stellt sich die Frage, an welchen Kriterien wir uns eigentlich orientieren? Zu erfüllen sind die Vorgaben der EU hinsichtlich der Transparenzverordnung und der Taxonomie. Von der UN werden die „Principles of Sustainable Insurance“ vorangetrieben. Namhafte große Versicherer gehören zusätzlich der „Net Zero Asset Owner Alliance“ an. Das sind drei von einer Vielzahl verschiedener Standards. Alle haben ihre Kriterien und alle sind gut und hilfreich. Daher müssen klare Indikatoren zur Messung der Nachhaltigkeitsziele identifiziert werden. Nachholbedarf besteht bei der Datenverfügbarkeit zur Messung von Impact und negativen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit; dies wird immer wieder von Versicherern angeführt.
Was springt Ihnen konkret ins Auge? Das beginnt beim Anlagemanagement und der Frage, welche Kriterien konkret in der Kapitalanlage erfüllt werden. Sind die notwendigen Daten vorhanden, um die ESG-Risiken vollständig im Risikocontrolling zu berücksichtigen? Ist der Vertrieb geschult und sind die Beratungsprozesse auf die neuen Anforderungen der Taxonomie ausgerichtet?
„Das Thema Greenwashing wird sicherlich auch vor der Versicherungsbranche nicht Halt machen.“
Nachhaltigkeit hat sich zum Lieblingsthema der Assekuranz entwickelt. Viele loben sich für ihre Erfolge. Wenige äußern sich kritisch zum Thema. Wie viel ist in der Ambition, grüner zu werden marketinggetrieben? Was ist ehrlich gemeint? Wichtig ist aus meiner Sicht, dass in der Praxis eine nachhaltige Geschäftsstrategie erarbeitet und umgesetzt wird. Die Motivation ist dann zweitrangig. In der Kapitalanlage werden – bedingt durch die Offenlegungsverordnung– mittlerweile eher realistische Ziele verfolgt, um bis 2050 z.B. CO2-neutral zu werden. Entscheidend ist vor allem anderen, was die Kunden wünschen und was von der Regulierung verlangt wird. Sowohl Kunden als auch Regulierung erwarten Anstrengungen zu mehr Nachhaltigkeit. Und die Versicherungsbranche hat auch ein großes Selbstinteresse, nachhaltig zu wirtschaften. Mit Blick auf zunehmende Schadenereignisse durch den Klimawandel ist sie ganz unmittelbar betroffen.
Im Banking-Sektor in den USA untersuchte die Börsenaufsicht den Nachhaltigkeitsfonds von Goldman Sachs wegen Greenwashing-Verdacht. Drohen der Assekuranz künftig ähnliche Fälle? Das Thema Greenwashing wird sicherlich auch vor der Versicherungsbranche nicht Halt machen. Insbesondere fondsbasierte Lebensversicherungen und Produkte, die auf „grüne“ Indizes referenzieren, haben dieselben Risiken wie die Fondsbranche. Bei der Einordnung von Kapitalanlagen hinsichtlich ESG-Kriterien gibt es gegenwärtig noch keinen Marktstandard. Eine Vielzahl verschiedener Konzepte existiert nebeneinander. Dabei nehmen die Ansprüche an ESG-konforme Anlagen ständig zu, die EU treibt da den Markt. Was gestern noch konform war, muss es morgen nicht mehr sein. Außerdem stehen gar nicht ausreichend viele Assets zur Verfügung, sodass alle Anleger ESG-konform investieren könnten. Die Versicherungsbranche ist einer der größten Investoren überhaupt, sowohl direkt als auch im Kundenauftrag. Ziel muss sein, dass klar kommuniziert wird, was und nach welchen Normen und Kriterien wie angelegt wird.
Wann ist ein Unternehmen eigentlich nachhaltig? Was sind die Erfolgsfaktoren aus Sicht eines Managementberaters? Versicherer benötigen eine Nachhaltigkeitsstrategie über die drei Komponenten E, S und G. Dies ist kein Projekt, das mit der Umsetzung einer Phase abgeschlossen ist, sondern ein Versicherer integriert das Thema und seine Entwicklungen in die Unternehmensstrategie. Neben dem E (Environment) steht das S (Social) bei dem es die soziale Komponente zu berücksichtigen gilt. Beim G (Government) liegt der Fokus auf der guten Unternehmensführung. Dabei ist der gute Umgang mit Partnern und Ressourcen nach innen und außen, aber auch mit den eigenen Mitarbeiter*Innen entscheidend. In einer guten Nachhaltigkeitsstrategie werden alle Facetten adressiert. Der Vorstand und Aufsichtsrat begleiten den Transformationsprozess intensiv. Aus der Transformation jedes Unternehmens gedacht, ist es die Herausforderung, die Entwicklungsetappen jedes Versicherers zu beschreiben und daraus abgeleitet das Gesamtprogramm zu strukturieren und agil zu managen. Die Nachhaltigkeitsstrategie steht also nicht neben der Strategie, sondern ist integrierter Bestandteil. Dies kann zu neuen KPIs auf der Top-Management-Ebene führen.
„Nachhaltigkeit starten und Kunden begeistern, sind das Gebot der Stunde.“
Die Taxonomie-Verordnung der EU sorgt für viel Zündstoff. Sie ist stolze 349 Seiten lang und fordert Unternehmen auf, ihre Prozesse stark umzustellen. Überfordert das die Branche? Die Assekuranz ist darauf so gut vorbereitet wie die anderen betroffenen Branchen auch. Mit der Taxonomie versucht die EU-Kommission den Green Deal Europas voranzutreiben und Kapitalströme in nachhaltige Aktivitäten zu lenken. Dabei ist die Verordnung mit rund 30 Seiten eher kurz, aber die viele Hundert Seiten langen Anhänge mit den technischen Bewertungskriterien und den Branchenspezifika machen daraus ein dickes Brett. Die Anstrengungen, die unternommen werden müssen, um Taxonomie-konform zu sein, sind erheblich. Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehen zusammen, wenn es darum geht, ein Reporting-Konzept mit Kennzahlen auf Basis digitaler Prozesse umzusetzen. Es ist kein Problem der Unternehmensgröße, sondern vor allem des Management-Commitments, der Einstellung der Mitarbeiter zur Nachhaltigkeit sowie der Flexibilität und Effizienz der Prozesse. Der ein oder andere Versicherer ist sowohl operativ als auch strategisch mit dem Thema nahe der Überforderung.
Was sind die größten Brenn- oder Schmerzpunkte für die unternehmerische Praxis? Neben den internen Prozessen sind vor allem der Vertrieb und die Beratungsprozesse zum Kunden ein großes Thema. Die Informations- und Aufklärungspflichten gegenüber den Kunden haben nochmals zugenommen. Gerade im wichtigen Bereich der Altersvorsorge, da nachhaltige Anlageprodukte, die von Versicherungen vertrieben werden, unter die Taxonomie fallen. Im Gleichschritt entstehen damit neue Schulungsanforderungen und Dokumentationspflichten. Ein weiterer Brennpunkt ist die Einteilung des Betriebs in „wirtschaftliche Aktivitäten“ nach Taxonomie. Weiterhin kritisch ist die Verfügbarkeit der Messdaten aus dem Produktionsprozess sowie Definition und Verfügbarkeit von Schwellenwerten und die Ausweitung der Taxonomie auf alle Umwelt und Sozialen- und Unternehmensführungs-Ziele.
Seit August müssen Neukunden, die ein Altersvorsorgeprodukt abschließen wollen, gefragt werden, ob Nachhaltigkeit in ihrem Entscheidungsprozess wichtig ist oder nicht. Wie bewerten Sie das? Mit Sicherheit ein wichtiger Schritt, um das Thema stärker in den Köpfen der Kunden zu verankern. Für die Versicherungsbranche bedeutet dies, dass auf sie neue Aufklärungs-, Reporting- und Dokumentationsaufgaben zukommen. Denn was bedeutet es in der Praxis, wenn einem Kunden das Thema zwar wichtig ist, aber gleichzeitig die Performance oder Sicherheit der Kapitalanlage priorisiert wird. Die Ziele können, müssen aber nicht kompatibel sein – viele Kunden sind dann leicht überfordert und der Beratungsaufwand steigt signifikant. Ich bin sehr gespannt auf die konkrete Umsetzung der Häuser.
Über die Kosten spricht kaum jemand. Kann es sich jedes Versicherungsunternehmen leisten, den Schalter auf „grün“ umzulegen? Eine grünere Positionierung ist nicht umsonst zu haben. Jeder Versicherer wird seine individuelle Nachhaltigkeitsstrategie als Maßanzug entwickeln.
Wie kann dies gelingen? Mit einer Strategie, der notwendigen Einstellung und einem koordinierten Angang ist der erste Schritt gemacht. In einem Projekt lassen sich Synergien der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit unter dem Stichwort Daten realisieren. Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sollten die Mitarbeiter mitgenommen werden, das bedeutet Change Management und gut durchdachte Kommunikation nach innen und außen.
Wie sollten die Versicherer Schritt für Schritt in eine nachhaltige Zukunft vorgehen? Was sind Ihre Handlungsempfehlungen? Die ESG-Strategie erarbeiten und in kleinen, aber konsequenten Schritten langfristige Ziele verfolgen. Mitarbeiter, Kunden und alle Stakeholder kommunikativ mitnehmen und Greenwashing vermeiden. Wichtig dabei ist es, die Pflicht von der Kür zu trennen. An den regulatorischen Vorgaben, denen sich die Branche durch die Transparenzverordnung und die Taxonomie gegenübersieht, führt kein Weg vorbei. Diese Pflichtaufgaben müssen so gut und kostengünstig wie möglich gelöst werden, um sich auf die eigene Kür zu beziehen. Nachhaltigkeit starten und Kunden begeistern sind das Gebot der Stunde.
Mehr Informationen erfahren Sie im Artikel aus der Versicherungswirtschaft dieses Monats, den Sie sich als Sonderdruck hier herunterladen können.
Herr Hientzsch, Banken müssen bei der Geldanlage jetzt über Nachhaltigkeit informieren. Pure Kosmetik oder haben die Kunden etwas davon?
Hientzsch: Es bringt den Kunden durchaus etwas, wenn in der Beratung die Transparenz über die ESG-Anlagen steigt. Zudem müssen die Anleger jetzt erstmals nachdenken und ihre Präferenz angeben, in welche Kategorie sie fallen: Wollen sie mit ESG nichts zu tun haben? Wollen sie leicht grün oder wirklich grün anlegen – in den Klassen 8 und 9, technisch gesprochen.
Und was fragen die Leute nach?
Hientzsch: Der Trend geht eindeutig zu grüner Geldanlage. 2021 lagen schon 1,9 Billionen Euro in Fonds der Kategorie 8 und 9, Ende April dieses Jahres waren es 3,3 Billionen Euro. Das entspricht 45 Prozent des Gesamtmarkts.
Wenn die Nachfrage so groß ist und deshalb jedes Papier als „nachhaltig“ verkauft wird, was ist das Siegel dann noch wert?
Hientzsch: Ja, das ist ein schwieriger Punkt, da müssen wir nicht drum herumreden. Wenn jetzt Gas und Atomkraftwerke als nachhaltig eingestuft werden, dann ist das für viele ein Schock. Ganz grün wird die Wirtschaft nicht über Nacht.
Die Erfahrung mit den Beratungsprotokollen in den Banken war ziemlich ernüchternd: Sie produzierten mehr Papier, vor Verlusten haben sie nicht bewahrt. Warum sollte das auf dem Feld der Nachhaltigkeit anders laufen?
Hientzsch: Erst mal gebe ich Ihnen recht. Die Beratungsprotokolle, eingeführt als Reaktion auf die Finanzkrise, haben nichts gebracht; es wurde ein Wust an Bürokratie geschaffen und die Banken haben sich der Haftung entledigt, weil die Kunden ja unterschrieben haben, dass sie über das Risiko aufgeklärt wurden. Das läuft jetzt besser. Die ESG-Regeln schaffen in jedem Fall mehr Transparenz darüber, wie ökologisch und sozial eine Finanzanlage ist.
Dagegen spricht, wie vage die Vorschriften formuliert sind.
Hientzsch: Der Eindruck ist nicht richtig. Die Formulierungen und Anforderungen sind zum Großteil sehr konkret. Ein Schlupfloch ist die unterschiedliche Regulatorik auf nationaler und europäischer Ebene. Das könnte mancher ausnutzen.
Gibt es überhaupt genügend grüne Anlagemöglichkeiten? Oder entsteht da gerade eine Blase?
Hientzsch: So viele Projekte, die es zu finanzieren gilt, gibt es im Moment nicht, da haben Sie recht. Deswegen besteht natürlich die Gefahr des „Greenwashing“…
…dass Anlageprodukte als grüner verkauft werden, als sie tatsächlich sind.
Hientzsch: Genau. Wegen solcher Vorwürfe landete die DWS am öffentlichen Pranger. Die DWS hatte sich bei einem Fonds sehr weit aus dem Fenster gelehnt und das auch noch zu einem so frühen Zeitpunkt, als noch gar nicht klar war, welche Finanzprodukte tatsächlich als ESG-konform zu verstehen sind. Daraus hat die Branche gelernt. Dieser Schreck steckt nun allen Anbietern in den Knochen, alle haben sie unheimliche Angst davor, des „Greenwashing“ bezichtigt zu werden. Diesen Reputationsschaden will niemand!
Reagieren die Kunden in solchen Fragen wirklich so allergisch?
Hientzsch: Ja, die Anleger sind da sehr sensibel. Umwelt- und Social-Themen sind ihnen sehr wichtig, sie wollen alles, nur nicht dabei betrogen werden.