Im März 2024 veröffentlichte die europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) wegweisende Ankündigungen zur Überarbeitung der Finanzmarktverordnung MiFIR sowie der Finanzmarktrichtlinie MiFID. Diese Änderungen der EU-Vorschriften für den Wertpapierhandel sollen die Transparenz gegenüber Anlegern erhöhen und die globale Wettbewerbsfähigkeit der EU-Kapitalmärkte stärken. Für Finanzinstitute stellt dies nicht nur eine regulatorische, sondern auch eine technologische Herausforderung dar, die Anpassungen in Prozessen, Datenstrukturen und IT-Systemen erfordert. 

Die neuen Regelungen von MiFID II / MiFIR sind bereits am 28. März 2024 in Kraft getreten, wobei die Umsetzung im nationalen Recht bis spätestens 29. September 2025 erfolgen muss. 

Wesentliche Änderungen durch das? MiFIR-Review

Einführung des Consolidated Tape Providers (CTP) 

Eine der bedeutendsten Änderungen ist die Einführung eines Consolidated Tape Providers. Dieses zentrale System erfasst und veröffentlicht Handelsdaten und Aktien in Echtzeit. Durch die Bereitstellung von Preis- und Volumendaten wird die Markttransparenz erhöht, die Fragmentierung der Handelsdaten reduziert und der Zugang zu Marktdaten für alle Marktteilnehmer verbessert. Finanzinstitute müssen sich daher auf Anpassungen bei der Datenbeschaffung und Integration der CTP-Daten vorbereiten. 

Erhöhte Transparenzanforderungen 

Folgende Änderungen gibt es in Bezug auf Transparenzanforderungen für den Vor- und Nachhandel: 

  • Vorhandelstransparenz: Für Nicht-Eigenkaptialinstrumente wie Derivate und Anleihen wurden die Anforderungen angepasst. Die Pflicht zur Vorhandelstransparenz entfällt nun für systematische Internalisierer. 
  • Nachhandelstransparenz: Die erweiterten Nachhandelstransparenzpflichten erfordern, dass Transaktionsdetails nahezu in Echtzeit veröffentlicht werden. Ziel ist es, die Markttransparenz zu erhöhen und Liquiditätsanbietern einen besseren Schutz vor Risiken zu bieten. 

Änderungen für Handelsstruktur und SI-Status 

Die Struktur der Handelsplätze wird angepasst: Der Status der systematischen Internalisierer (SI) ist nun ausschließlich für Eigenkapitalinstrumente verpflichtend, während für Nicht-Eigenkapitalinstrumente ein freiwilliger Opt-in möglich ist. Darüber hinaus werden die bisherigen quantitativen Kriterien zur Bestimmung des SI-Status durch qualitative Kriterien ersetzt, um den administrativen Aufwand für Investmentfirmen zu reduzieren. 

Neue Compliance- und Reporting-Anforderungen 

Die regulatorischen Anforderungen erfahren weitreichende Veränderungen, die neue Compliance- und Reporting-Verpflichtungen mit sich bringen: 

  • Ausführungsqualitätsberichte: Die Pflicht zur Erstellung von Ausführungsqualitätsberichten entfällt. Ebenso sind die Best-Execution-Berichte der Wertpapierfirmen nicht mehr erforderlich. 
  • Designated Publishing Entity (DPE): Stattdessen wird für Investmentfirmen der Status der Designated Publishing Entity (DPE) eingeführt, um die Nachhandelstransparenzpflichten zu erfüllen. Die ESMA wird hierfür ein entsprechendes Register führen, welches Angaben zur Identität und dem jeweiligen Instrument enthält. 

Verbot von Payment for Order Flow (PFOF) 

Ein weiterer zentraler Punkt ist das Verbot von Payment for Order Flow (PFOF) für Retail- und Opt-up professionelle Kunden. Firmen wird es dadurch verboten, Zahlungen für die Weiterleitung von Aufträgen an bestimmte Handelsplätze zu erhalten. Nationale Befreiungen von diesem Verbot dürfen bis höchstens 30. Juni 2026 laufen. 

Handlungsempfehlungen für Finanzinstitute

Die von der ESMA vorgestellten Anpassungen bringen weitreichende Veränderungen für Finanzinstitute mit sich. Die neuen Transparenz- und Berichterstattungspflichten erfordern signifikante Investitionen in Technologie und Datenmanagement. Finanzinstitute müssen ihre internen Prozesse und Systeme optimieren, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden und die damit verbundenen regulatorischen Risiken zu minimieren. Diese Veränderungen bieten gleichzeitig die Chance, betriebliche Effizienz zu steigern und mehr Transparenz zu schaffen. 

Hierbei unterstützt Sie unser Financial Services Team: Seit 2018 begleitet Consileon Banken bei der Implementierung von MiFID II und verfügt darüber hinaus über umfangreiche Projekterfahrung in verwandten regulatorischen Bereichen. Darunter Projekte im Zusammenhang mit der Central Securities Depositories Regulation (CSDR) und dem Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) begleitet.  

Unsere Vorgehensweise

  1. Bestandsaufnahme: Zunächst erfolgt eine automatisierte Analyse der bestehenden Compliance-Strukturen, bei der das KI-gestützte Regulatorik Radar etwaige Compliance- Lücken identifiziert und konkrete Handlungsempfehlungen gibt.
  2. Anforderungen definieren: Im nächsten Schritt leiten wir allgemeine Business-Anforderungen ab und entwickeln darauf aufbauend spezifische fachliche Anforderungen. Diese dienen als Basis für notwendige Anpassungen in der IT-Landschaft, die zur Erfüllung der neuen Transparenz- und Berichtspflichten erforderlich sind.
  3. Reporting und Training: Um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den neuen Regelungen vertraut sind, bieten wir Unterstützung bei der Erstellung von Reporting-Mechanismen und Trainingsprogrammen an. Dazu gehören auch umfassende Informationen für die Abteilungen Compliance und Legal, um eine reibungslose Implementierung der regulatorischen Anforderungen zu gewährleisten.

Dieser ganzheitliche Ansatz ermöglicht es Finanzinstituten, schnell auf komplexe regulatorische Änderungen zu reagieren.  

Unterstützung durch das Regulatorik Radar  

Mit dem Regulatorik Radar bieten wir Finanzinstituten eine innovative Lösung, um den neuen regulatorischen Anforderungen effektiv zu begegnen. Unsere Technologie automatisiert wichtige Compliance-Prozesse und identifiziert frühzeitig potenzielle Lücken. Dabei profitieren unsere Kunden von maßgeschneiderten Handlungsempfehlungen, die eine schnelle und effiziente Umsetzung sicherstellen. Insbesondere bei der Prüfung und Abgleich gegen die internen Verfahren und Vorgaben kann eine KI erhebliche Kosten ersparen und gleichzeitig Risiken reduzieren. Das KI-gestützte Regulatorik Radar setzen wir gezielt in unseren regulatorischen Projekten ein, um für Sie den größten Mehrwert zu erzielen.