Decentralized Finance (DeFi) hat sich als bedeutender Trend in der Finanzindustrie etabliert. Es beschreibt ein Finanzsystem, das auf dezentralen Netzwerken basiert und ganz ohne oder mit wenigen traditionellen, zentralisierten Finanzintermediären wie Banken oder Börsen auskommt.
Prinzipiell beinhaltet jedes DeFi-Konzept immer ein oder mehrere der folgenden Elemente: Dezentralisierung, Distributed Ledger Technology (DLT) und Blockchain, Smart Contracts und Open Banking. Da das Konzept auf sich schnell entwickelnden Technologien basiert, tritt DeFi in verschiedenen Formen auf. Die Entwicklung von Bitcoin hat die Umsetzung von DeFi entscheidend vorangetrieben und wesentlich dazu beigetragen, den traditionellen Finanzsektor zu transformieren. Durch die Eliminierung von Finanzintermediären und Mittelsmännern bietet DeFi mehr Flexibilität und Effizienz im Vergleich zum traditionellen Finanzsektor. Zusätzlich fördert die Verwendung von Blockchain-Technologie oder DLTs die Sicherheit und Transparenz und ermöglicht jedem mit Internetzugang Zugriff auf eine breite Auswahl an Finanzprodukten.
Während DeFi viele Vorteile mit sich bringt, birgt es zugleich auch erhebliche Risiken, die sowohl die Technologie (wie Blockchain oder Smart Contracts) als auch finanzielle, operative, rechtliche und regulatorische Aspekte betreffen. Damit DeFi sich als wahrhaft dezentrales Finanzsystem durchsetzen kann, müssen diese Risiken adressiert werden.
Aktueller Stand
Die Entwicklung der DeFi-Konzepte begann mit Bitcoin, doch erst die Einführung von Ethereum im Jahr 2015 und dessen bahnbrechende Smart-Contract-Fähigkeit legten den Grundstein für die Revolution des traditionellen Finanzsektors hin zu DeFi. Um Aspekte wie Nachhaltigkeit, Effizienz und Skalierbarkeit zu adressieren, wurde der Konsensmechanismus von PoW (Proof-of-work) auf PoS (Proof-of-Stake) umgestellt.
Bei PoW müssen komplexe mathematische Aufgaben gelöst werden, um einen neuen Block zu validieren und an die Kette anzuschließen, während PoS ohne große Rechenleistung auskommt und auf „Staking“ basiert. Hier hinterlegen Teilnehmer Anteile ihrer Kryptowährung und erhalten dafür eine Belohnung sowie das Recht, im Verhältnis zum hinterlegten Anteil, Blöcke zu validieren. Da dieses von Ethereum verwendete Verfahren hervorragende Voraussetzungen für das angebundene Settlement bietet, basieren heute viele DeFi-Anwendungen auf Ethereum. Beispiele hierfür sind Aave mit einem Total Value Locked (TVL) von 17 Milliarden US-Dollar 4 oder Lido mit einem TVL von 23 Milliarden US-Dollar.
Im Laufe der Jahre hat DeFi zunehmend an Bedeutung gewonnen und sich in den traditionellen Finanzsektor integriert. Traditionelle Finanzsysteme (TradFi), die durch starke Zentralisierung, umfangreiche Regulierungen, etablierte Finanzinstitute und Fiat-Währungen geprägt sind, stehen im starken Kontrast zum dynamischen, auf Blockchain-Technologie basierenden DeFi-Lösungen.
Das etablierte TradFi erkennt zunehmend die Vorteile von DeFi und befindet sich im Wandel. Derzeit zeigt sich ein Mix aus TradFi und DeFi, um die Vorteile von beiden Ansätzen zu kombinieren. Diese Zwischenstufe wird als Centralized Finance (CeFi) bezeichnet, bei der Kryptodienste innerhalb einer zentralisierten Struktur angeboten werden.
Ein Beispiel dafür ist die Blockchain-basierte Plattform Onyx von JPMorgan Chase, die Lösungen für digitale Zahlungen, Informationsaustausch und digitale Vermögenswerte anbietet. Obwohl Blockchain-Technologie für traditionelle Finanzprodukte verwendet wird, bleibt die zentrale Autorität weiterhin bei JPMorgan Chase.
Herausforderungen
Durch die zentrale Struktur und die starke Regulierung des traditionellen Finanzsystems kann ein rechtlicher Rahmen für CeFi geschaffen werden, der auf bestehenden Regulierungen aufbaut. Für reines DeFi hingegen bleiben die rechtlichen und regulatorischen Risiken eine der größten Herausforderungen, da es in einem weitgehend unregulierten Raum agiert und bestehende Gesetze oft nicht auf dezentrale Strukturen anwendbar sind. Das exponentielle Wachstum von DeFi übersteigt mittlerweile mehrere Milliarden US-Dollar und erfordert dringend regulatorische Rahmenbedingungen, um Konsumenten zu schützen sowie Geldwäsche, Betrug und Marktmanipulation zu verhindern.
Eine weitere Herausforderung der DeFi-Projekte ist ihre dezentralisierte und globale Struktur. DeFi-Projekte erstrecken sich nicht nur über eine Vielzahl von geografischen Grenzen, sondern auch über diverse juristische Territorien. Folglich entstehen wesentliche regulatorische Unsicherheiten: Es ist unklar, welche Gesetze welcher Länder anwendbar sind.
In vielen Staaten existieren derzeit keine spezifischen Richtlinien oder gesetzlichen Regelungen für den Umgang mit DeFi. In manchen, wie beispielsweise in China, ist der Gebrauch und das Angebot von Kryptowährungen (einschließlich DeFi) ausdrücklich verboten. Im Gegensatz dazu stehen Staaten wie die Schweiz oder Singapur, die eine progressive und offene Haltung gegenüber diesen Technologien einnehmen. Jedoch birgt eine übermäßige Offenheit bei unzureichender Regulierung erhöhte Sicherheitsrisiken für die Nutzer. Obwohl die Blockchain-Technologie eine gewisse Transparenz bietet, erfolgt häufig keine konsequente Identitätsprüfung, was die effektive Überwachung und Kontrolle solcher Aktivitäten erschwert.
Des Weiteren befinden sich viele DeFi-Produkte oder Dienstleistungen in einer rechtlichen Grauzone, da bestehende Definitionen oftmals nicht in der Lage sind, den genauen Umfang oder die spezifischen Charakteristika angemessen widerzuspiegeln. Eine unzutreffende Klassifizierung der Produkte oder Dienstleistungen kann wiederum rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Ein gutes Beispiel sind DeFi-Token, die möglicherweise als Wertpapiere eingestuft werden können. Allerdings besitzen diese Tokens weitaus komplexere Eigenschaften, die über die traditionelle Definition eines Wertpapiers hinausgehen.
Regulatorik innerhalb der EU
Um die Vorteile von DeFi zu nutzen, ist eine regionale und europäische Regulatorik Pflicht. Mit der Verordnung über Märkte für Kryptowerte (MiCAR) hat die EU einen wegweisenden Regulierungsrahmen für den Kryptomarkt geschaffen, der seit dem 16. Mai 2023 anwendbar ist. Ziel der MiCAR ist es, technologische Innovationen zu fördern und einen harmonisierten Rechtsrahmen in der EU zu schaffen. Sie reguliert unter anderem den Anleger- und Verbraucherschutz, Transparenz- und Offenlegungspflichten sowie Maßnahmen zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Gleichzeitig sollen Innovationen im Kryptowährungsbereich immer noch möglich sein.
Diese Regelung wird zweifellos das Vertrauen der Anleger stärken und den Markt stabilisieren, jedoch gibt es auch Kritikpunkte an der MiCAR: Primär geht es hierbei darum, dass alle Anbieter und Dienstleister in Bezug auf Kryptowerte künftig eine neue Zulassung benötigen, die an strenge Auflagen und viel Bürokratie gebunden ist. Der Ablauf eines solchen Antrages und alle Kriterien, die für eine Genehmigung erfüllt sein müssen, werden im Artikel 53 bis 68 im MiCAR geregelt. Es ist dementsprechend zu erwarten, dass die MiCAR voraussichtlich zu einer Konsolidierung im Markt führen wird, da große Anbieter mehr Ressourcen haben, um leichter und schneller an die Zulassungen zu gelangen. Die Sorge besteht also, dass die Innovation im Kryptowährungsbereich gefährdet ist, wenn junge Unternehmen vom Wettbewerb ausgeschlossen werden. Nichtsdestotrotz stellt die MiCAR eine bedeutende Entwicklung für den Kryptomarkt in der EU dar und öffnet die Türen für einen sicheren, effizienteren Handel
Consileon als Partner
In vergangenen Projekten hat Consileon beweisen können, dass wir sowohl im Umgang mit den MiCAR- Regularien als auch mit der allgemeinen Einführung von Regularien bestens gewappnet sind. So haben wir beispielsweise eine Tokenisierung von Edelmetallen realisiert, indem wir ein Konzept zu der Einführung eines Crypto-Assets in Betracht auf der MiCAR Verordnung erstellt haben.
Jüngst hat die Consileon außerdem einen großen Finanzinfrastrukturanbieter bei der Implementierung einer solchen Plattform begleitet. Diese stellt eine digitale Alternative zur klassischen, physischen Emission und Verarbeitung von Wertpapieren dar. Mithilfe dieser Plattform ist es möglich, elektronische Wertpapiere zu emittieren und zu verwalten. Hierbei haben wir, neben den Regulierungen des eWpG (elektronischen Wertpapiergesetz), bereits zukunftsweisend das DeFi Netzwerk bedacht und planen einen reibungslosen Übergang der Infrastruktur in eine dezentrale Umgebung ohne regulatorische Faux-Pas.
Unsere Kompetenz geht jedoch über den Finanzmarkt hinaus. Zuletzt konnte Consileon das Regulatorik Radar an den Markt bringen. Dieses umfangreiche Kooperationsprodukt mit Professor Jan Pieter Krahnen, einem Experten für Corporate Finance und Finanzmarktregulierungen, und unserer Tochter syracom nutzt KI, um Compliance-Lücken zu erkennen und zu schließen. Die KI reduziert den Personalbedarf bei der Umsetzung neuer Richtlinien und beschleunigt die Abläufe deutlich. Fachpersonal wird zugunsten strategischer oder wertschöpfender Aufgaben entlastet, zudem spart das Unternehmen manche Fremdleistung ein. Der hohe Automationsgrad beugt schwer erkennbaren, mitunter kostspieligen Fehlern vor, die sich bei händischer Bearbeitung einschleichen können.
Mit einer Mischung aus praktischer Erfahrung und technischer Innovation sind wir Ihr Ansprechpartner für Fragen rund um MiCAR und weiteren Verordnungen im Krypto-Bereich.
So bleiben Sie auch in Zukunft compliant.